In der Schlucht vom Inn gibt es eine grosse Variabilität an Gesteinen, die mit dem Gletscher und morpholigischen Bewegungen nach unten getragen wurden. Auf der sonnigen Seite überwiegt der Schiefer, auf der schattigen Seite der Dolomit, insbesondere im Nationalpark, und das Kalkgestein. Aufgrund der Lage der Schieferflächen, die Orientierung von Falten verschiedenen Alters, die durch verformte Mineralien markierte Linien lassen sich die geomorphologischen Entwicklungen ausgezeichnet verfolgen. Vor vielen Jahren bewegte sich die afrikanische Kontinentalplatte auf die europäische zu, welche ursprünglich das Urmeer, die Tethys, voneinander trennte. Durch das Zusammenstossen wurde ein Teil der europäische Platte in das heisse Magma im Inneren der Erdkugel nach unten gedrückt. Durch die immensen Kräfte wurde ein Aufstauchen und Überlappen der Platten herbeigeführt, wodurch die heutigen Alpen entstanden sind. Speziell in diesem Gebiet rund um Scuol ist das Unterengadiner Fenster. Hier treten über weite Strecken von rund 55 Kilometern entlang des Inntals penninische Decken zu Tage. Mit anderen Worten wird hier der tiefere Untergrund der Alpen sichtbar, der fast überall sonst von den tektonischen Decken des Ostalpins überdeckt ist und das ursprüngliche Meer Tethys zum Vorschein bringt. Der vorherrschende Bündner Schiefer kommt vor allem im südlichen Penninikum häufig zusammen mit Radiolariten und Ophiolithen vor. Diese Beobachtung legt nahe, dass der Bündnerschiefer zum größten Teil auf ozeanischer Kruste abgelagert wurde und Teil des ursprünglichen Meeresbecken bildete. Da der Bündnerschiefer aus relativ leicht verformbaren Gestein besteht, wurde er von der Überschiebung der alpinen Decken stark betroffen. Er hat dabei teilweise eine intensive tektonische Deformation erfahren, ist meist stark geschiefert, gestört und verfaltet.